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LOVE LETTERS - ZUM PROGRAMM

Auf Papier gebrachte Liebesbekundungen musikalischer Natur von Wagner, Tschaikowsky, Gounod und Co. gespickt mit literarischen Ergüssen leider zumeist recht unglücklich verliebter Zeitgenossen - genau das bietet das bereits fünfte Online-Konzerterlebnis des GÖTTINGER Symphonieorchesters am Valentinstag des kommenden Sonntags, 14. Februar 2021, ab 17 Uhr auf dem YouTube Kanal des GSO.


Direkter Link zum Video: https://youtu.be/0AAsJuYS70c

O gönne mir, daß mit Entzücken

ich deinen Atem sauge ein;

laß fest, ach, fest an mich dich drücken,

daß ich in dir mög glücklich sein!

(Lohengrin, 3. Akt, 2. Szene, feurig ...)


Die Liebe, eines der wohl inspirierendsten, schönsten, aber häufig offenbar auch tragischsten Gefühle der Menschheit, gibt nicht nur Rätsel auf, sondern begeistert auch mit großartigen Antworten und Erkenntnissen. Agathe von Siebold - Brahms Göttinger Geliebte - beispielsweise setzt ihrer im Endeffekt nicht erfüllten Liebe zum großen Komponisten in ihren Memoiren ein Denkmal, indem sie bekennt, dass ein solches Genie wohl kaum einer einzigen Person seine ungeteilte Aufmerksamkeit im Leben schenken könne. Er selbst beteuert, dass er Agathe über alles liebe, "aber Fesseln tragen kann ich nicht".


Ähnlich scheint es auch den übrigen Komponisten des Online-Konzerts zu gehen. Auch sie sind nicht dafür geschaffen, ihre Liebe nur einer einzigen Person zu widmen. Allen voran Richard Wagner. Aus der räumlichen Nähe seiner Züricher Wohnstätte im Gartenhaus der Villa Wesendonck entstand eine von innigster Liebe durchtränkte Nähe zur Hausherrin Mathilde Wesendonck, die Wagner zu seiner Muse erkor und in zahlreichen Briefen sehnsuchtsvoll umgarnte. Die weit über das klassische Musentum gehende enge Beziehung zwischen Wagner und Mathilde Wesendonck - Basis für die Oper "Tristan und Isolde", aber natürlich auch für die Wesendonck-Lieder, über die Wolfgang Wagner Zeit seines Lebens zu sagen pflegte, dass der kompositorische Verstand in die Hose rutscht, wenn die Liebe zu Kopf steigt - endete abrupt im Sommer 1858, als Wagners Ehefrau Minna einen durchaus missverständlichen Brief ihres Mannes an Mathilde abfing und einen Eklat provozierte, der zur Trennung führte. Einen der Abschiedsbriefe Wagners an Mathilde ist Teil der musikalischen Lesung als Antwort auf das Vorspiel des 3. Aktes von Lohengrin - frei nach dem Motto: "Nie sollst Du mich befragen", denn antworten tue ich auch ungefragt.


Tschaikowsky selbst hatte das Problem, dass er sicher nicht abgeneigt war zu heiraten, aber sicher keine Frau. Und so kam es, dass auch er sich seiner Versprochenen nicht gänzlich hinzugeben gewollt war und hier lieber vorsätzlich das Musentum in den Vordergrund stellte, was ihn wiederum deutlich von Wagner unterschied. In unserem Programm lassen wir ihn nur musikalisch zu Wort kommen, dafür aber umso emotionaler und zentral in Form seiner "Romeo und Julia"-Ouvertüre. Literarisch stumm bleibt auch Gounod, der ebenfalls die Dramatik des "Romeo und Julia"-Stoffes statt wie bei Tschaikowsky in 20 in nur gut 2 Minuten Ouvertüre zu seiner gleichnamigen Oper bannt.


Umso redseliger ist dafür ein bis vor kurzem eher unbekannter Geliebter Leonard Bernsteins, dessen Briefwechsel mit dem Komponisten der berühmten "West Side Story" erst in 2019 veröffentlicht wurden. Die Rede ist vom Japaner Kunihiko Hashimoto, heute 68. Hashimotos Briefe entstanden über den Zeitraum von 11 Jahren bis zum Sommer 1990, wenige Monate vor Bernsteins Tod im Alter von 72 Jahren. Sein Name taucht selbst in der umfangreichsten Bernstein-Biografie nur kurz auf - und da auch nur als sein Manager. In LOVE LETTERS wird erstmalig eine kleine Auswahl von Briefen in deutscher Übersetzung zu hören sein. Diese besondere Liebe - ebenfalls unerfüllt und nie wirklich ausgelebt - bildet das persönlich erlebte Pendant und die reale Spiegelung im Leben Leonard Bernsteins für die durch ihn musikalisch so einzigartig beschriebene Liebe zwischen Maria und Tony - eigentlich auch Romeo und Julia.


GÖTTINGER Symphonieorchester

Musikalische Leitung: Nicholas Milton

Sprecher: Alexander Busche


Teil 1: WAGNER / WESENDONK

Richard Wagner - Lohengrin - 3. Akt, 2. Szene

Richard Wagner: Lohengrin – Vorspiel 3. Akt

Richard Wagner an Mathilde Wesendonk - Asyl, Mai 1857 - Mitte April 1858

Richard Wagner an Mathilde Wesendonk - 31. Oktober, Abends, 1858 Charles Gounod: Romeo und Julia – Ouvertüre


Teil 2: VON SIEBOLD / BRAHMS

Peter Tschaikowsky: Romeo und Julia – Ouvertüre

In memoriam J.B. - Auszeichnungen von Agathe Schütte, geb. von Siebold, 20. Februar 1908


Teil 3: HASHIMOTO / BERNSTEIN

Kunihiko Hashimoto an Leonard Bernstein - 22. September 1985

Leonard Bernstein: West Side Story – Medley

Kunihiko Hashimoto an Leonard Bernstein – 4. März 1986

Kunihiko Hashimoto an Leonard Bernstein – 2. Juni 1990

LIEBSTES PUBLIKUM, WIR SEHEN UNS AUCH BALD WIEDER!


Love Letters - Sonntag, 14. Februar 2021, 17 Uhr

www.youtube.com/gsoonline


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Hans Küntzel: "Aber Fesseln tragen kann ich nicht": Johannes Brahms und Agathe von Siebold

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Sabine Anders / Katharina Maier (Hgb.): Liebesbriefe großer Männer: ewig dein, ewig mein, ewig uns

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